Erben des Zorns

 

Spielleiter: Mira

Charaktere:
Erigor (Flo), geweihter Draconiter
Nostromo Kalando (Micha), Schwarzmagier
Yendar Burkherdal (Willi), Krieger
Refardeon (Eva), Halbelf
Alriksander / Kurmo (Bertram)

 

02.09. – 11.11.06

Wir schreiben den 11. Phex 32, die Sonne schickt ihre wärmenden Strahlen auf das frühlingshafte südliche Almada hernieder. Die Char sind, wie viele andere Reisende und Händler, aus den verschiedensten Gründen auf der Reichsstraße unterwegs, die vom Lieblichen Feld geradewegs nach Punin führt. Gegen Mittag erreichen sie die Zollfeste Then am Yaquir, und lassen sich in der Taberna „Zum almadinen Auge“ nieder, um das Boronstündchen möglichst angenehm zu verbringen, bis die Reise weitergehen kann.
Die wohltuende Mittagsruhe wird jedoch abrupt durch Kampfeslärm gestört, als die Char feststellen müssen, dass die Zollfeste offensichtlich von Novadi überfallen wird. Es ergießt sich eine Gruppe säbelschwingender Krieger über den Hof, die sofort beginnen, die ahnungslosen Reisenden um Pferde oder Leben zu erleichtern, Brände zu legen und Menschen zu rauben. Sie stoßen in der Zollfeste auf wenig Gegenwehr, zumal die wenigen Gardisten plötzlich nicht mehr zu sehen sind. Auch die Taverne wird überfallen und es entbrennen mehrere Zweikämpfe. Erigor und Alriksander haben Mühe, sich der offenbar erfahrenen Wüstenkrieger zu erwehren, während sich der junge Krieger Yendar gut seiner Haut erwehren kann. Nostromo schwächt die Kämpfenden durch einen äußerst übelriechenden Rülpser und befreit Yendar von seinem Gegner, doch Refardeon widmet sich weiterhin ungerührt seiner Mahlzeit.
Yendar eilt quer über den Platz, um den Stallburschen und sein Pferd zu retten, was ihm auch relativ mühelos gelingt. Dabei kann er beobachten, wie ein weiterer Trupp Novadi den Innenhof betritt und sich sogleich dem Phexheiligtum zuwendet. Ein älterer Wüstenkrieger, offenbar der Anführer, verschwindet im Tempel. Ein älterer Mann mit einer Truhe unter dem Arm schält sich aus einer Hintertür des Zollhauses und sucht verzweifelt Schutz.
Erst nach langwierigen Kämpfen können die Reisenden in der Taverne die Situation für sich entscheiden, wobei Alriksander schwer verletzt wird. Nostromo und Refardeon haben sich nicht weiter beteiligt. Yendar beobachtet auch, wie der Elitetrupp den Schrein wieder verlässt und durch das Tor verschwindet, woraufhin wenig später das Signal zum Rückzug gegeben wird. Es gelingt ihm vorher noch, eine kleine Gruppe von Jugendlichen aus der Gewalt der Novadi zu befreien und einen weiteren beim Rückzug niederzustrecken.
Neugierig geworden betritt Yendar den kleinen Phextempel und fällt fast in ein Loch: Wo der Altar stehen sollte gähnt eine Öffnung, eine Treppe scheint nach unten zu führen. Da er ohne künstliches Licht nicht weiter dringen kann, entschließt er sich, zuerst in der Taberna nach dem Rechten zu sehen.
Refardeon, Erigor und der Wirt kümmern sich um den mittlerweile bewusstlosen Alriksander, als Yendar die Taverne betritt und von seiner Entdeckung berichtet. Man beschließt, einen bewusslosen, liegen gebliebenen Novadi zur späteren Befragung festzusetzen, worum sich der Wirt mit Hilfe der Garde kümmern will. Dann treibt die Neugier die Char eher hintereinander als gemeinschaftlich zum Tempel. Erigor findet als Erster eine Schriftrolle, die unweit des Tempeleinganges im Sand liegt. Sie ist aus echtem Pergament und scheint älteren Datums zu sein. Die Schriftzeichen kann er eindeutig als eine Abart des (Ur-)Tulamidischen bestimmen, jedoch gelingt es ihm trotz profunder Sprachkenntnisse nicht, den Text vollständig zu entziffern oder zu verstehen.
Während die anderen noch Fackeln besorgen, treibt es Nostromo bereits die Treppe hinab die über viele Schritt durch feuchtes, modriges Gestein führt. Sie endet an einer großen Tür. Ein Blick genügt, um zu entdecken, dass die Tür kürzlich geöffnet wurde, obwohl sie durch magische Siegel geschützt war. Drei Siegel, die einen nackten Mann mit zwei Szeptern, eine Schlange und eine volle Mondscheibe zeigen, wurden erbrochen. Erigor kann berichten, dass es sich um altertümliche Darstellungen von Praios, Hesinde und Phex handelt. Solche Siegel stellen eine hohe Form des kirchlichen Banns dar und sollen Unheil wider die Weltenordnung eindämmen. Diese Siegel wurden vor etwa 1200 Jahren verwendet, zur Zeit des Silem-Horas-Ediktes, als das Pantheon der Zwölfgötter erkannt und als Glaubensgrundsatz festgeschrieben wurde. Was sollten wohl solch mächtige, alte Siegel schützen oder abwehren?!
Hinter der Tür erstreckt sich eine riesige, leere Halle. Einzig in der Mitte befindet sich eine Erhebung, ein Sockel, sonst ist die kegelförmige Grotte völlig leer. Im Schein der Fackeln fällt auf, dass Boden und Wände der Kaverne eigenartig glänzen. Fährt man mit der Hand über die Oberfläche, fühlt sie sich zwar etwas uneben, doch ungeheuer glatt an. Der Sockel in der Mitte der Halle weist eine etwa anderthalb Spann große, rundliche Vertiefung auf, die jedoch abgesehen vom überall vorhandenen Staub leer ist. Nostromo erkennt auch, dass eine starke Kraftlinie mitten durch die Kaverne verläuft.
Wieder an der Oberfläche angekommen diskutiert die frisch zusammengewürfelte Gruppe die bisherigen Kenntnisse und kommt zu dem Schluss, dass der Überfall wohl einzig zu dem Zweck gedient hat, diese Höhle aufzusuchen. Warum ist nicht ganz klar, aber Yendar hatte beobachtet, dass der Anführer etwas Größeres aus dem Schrein mitgenommen hat. Der gefangen genommene Novadi kann trotz peinlicher Befragung und grausamer Folterung durch Refardeon nicht zum Reden gebracht werden. Auf Nachfrage erfahren die Helden, dass der Phextempel regelmäßig von einem Akolythen gepflegt wird, der die Almosen zum Haupttempel nach Punin bringt. Anwesende Reisende aus dem Kalifat können sich den Überfall überhaupt nicht erklären und die Angreifer keinem bekannten Clan zuordnen. Es handelte sich offenbar um Elitekämpfer eines speziellen Ordens o.ä. Gruppierung. Im von der Reconquista geprägten Süden Almadas schürt ein solcher Überfall die vorhandenen Spannungen nur weiter.
Der Zollwächter Boronir Flogglonder, dem es gelungen war, Leben und Zollkasse zu retten, bittet die Helden, seinen Bericht an den Kanzler, Seine Exzellenz Rafik Listhelm Maldonado von Taladur, in Punin zu überbringen, während er sich um die Versorgung der Verletzten, Beerdingung der Toten und den Wiederaufbau der brandgeschatzten Gebäude bemüht.
Also begibt sich die Gruppe mit Hilfe eines Bauernkarrens am Nachmittag auf den Weg nach Punin. Dort verspricht man sich nähere Informationen über das Pergament und will weitere Hintergründe zu dem Überfall recherchieren. War die Höhle unter dem Phexaltar in Gelehrtenkreisen bekannt? Außerdem kann es nie schaden, Kontakte zur Oberschicht aufzubauen und der Hofkanzler in Punin ist ein einflussreicher Mann.

Am Spätnachmittag erreicht man die ersten Vorläufer der Stadt: Punins Unterstadt ist eine Art Slumviertel, wo sich allerlei lichtscheues Gesindel herumtreibt, das wohlweislich vom eigentlichen Stadtgebiet ferngehalten wird. In dunklen Ecken sitzen heruntergekommene Gestalten, lehnen betont gelassen an den Wänden ärmlicher Hütten, Dirnen bieten ihre Dienste entlang der Hauptstraße feil. Die Atmosphäre ist alles andere als gemütlich und die Gruppe fühlt sich interessiert beobachtet.
Schließlich gelangen die Char an das südliche Vinsalter Tor, finden es jedoch geschlossen. Refardeon begibt sich zum Nachtloch, um ihnen Einlass zu verschaffen, wird jedoch abgewiesen. Er erfährt, dass aufgrund der morgigen Feierlichkeiten zu Ehren des Infanten, Seiner Königlichen Hoheit Selindian Hal, alle Tore außer dem Garether Tor bis zum nächsten Morgen geschlossen bleiben. Man beschließt daraufhin, den Versuch zu wagen und begibt sich auf eine stundenlange Fahrt durch enge Gassen und Winkel, um das nördliche Garether Tor zu erreichen, das nur über die Kaiser-Raul-Brücke vom anderen Yaquirufer aus zu erreichen ist.
Schließlich hat die Gruppe doch ein Einsehen und sucht sich ein Nachtlager in einer der Spelunken Unterpunins. Bei Adalbin ist es zwar laut, dreckig und voller Gesindel, es sieht aber auch so aus, als ob man die Nacht im dortigen Schlafsaal überleben und evtl. sogar mitgeführte Wertgegenstände behalten könnte. Refardeon zieht sich jedoch lieber in den winzigen Stall zurück, um sich sein Stroh mit Esel und Hausschwein zu teilen.

Der Morgen des 12. Phex beginnt für die Char aus verständlichen Gründen früh, da man Dank der Festlichkeiten mit entsprechenden Behinderungen rechnen muss und die Nachtlager auch schon luxuriöser waren. Nostromo und Erigor ziehen zu Fuß und Yendar zu Pferde zum Vinsalter Tor, um eingelassen zu werden. Refardeon murmelte etwas von Geschäften und einem Treffen an der Hofkanzlei, bevor er die anderen in Unterpunin verlassen hat.
Die Grünröcke am Stadttor führen durchaus strenge Kontrollen und auch Leibesvisitationen durch, da es in Punin im Allgemeinen nicht erlaubt ist, Waffen zu tragen. Zum Glück kann sich Yendar als Krieger ausweisen, so dass er Schwert und Dolch bei sich behalten darf.
Punin selbst bietet im morgendlichen Sonnenaufgang ein so ganz anderes Bild als die verlotterte Vorstadt. Einfache Stadthäuser in engen Gassen wechseln sich ab mit großen Plätzen und in ganz Aventurien bekannten Bauwerken und Tempeln. Unverkennbar sind natürlich die Pentagramma-Akademie, der Etilienpark mit dem Schlangentempel und der Platz des Schweigens mit den beiden gegensätzlichen Polen, den Allerheiligsten Hallen des Schweigens und dem Regenbogentempel.
Doch die Helden sind bald schon vollkommen beschäftigt damit, sich durch das große Gedränge zu schieben, das sich durch die Straßen schiebt. Ganz Punin scheint auf den Beinen zu sein, um den jungen Prinzen zu feiern. Überall gibt es Musik, Tanz, Getränke und Spezereien – ein zielstrebiges Vorankommen scheint unmöglich.
Nach geraumer Zeit schaffen die Char es doch, sich auf den verschiedensten Wegen bis zur nordwestlich im Goldacker gelegenen Hofkanzlei vorzuarbeiten. Die königliche Hofkanzlei ist ein überaus prächtiges, im typisch almadanisch-prunkvollen Stil verziertes Gebäude, zu Füßen des Residenzhügels gelegen und von Elitegardisten in Almadanerblau und Silbergrau mit rotem Rosswappen bewacht. Die Reisenden werden dort zwar nicht abgewiesen, jedoch erklärt Ihnen ein Beamter, dass seine Exzellenz Rafik Listhelm Maldonado von Taladur leider zur Zeit nicht abkömmlich ist. Er befindet sich, wie alle Persönlichkeiten der Stadt, mit der königlichen Familie zur Messe in der Gilbornshalle. Er wird erst wieder gegen Abend zurückerwartet, nach der Kundgebung an der Eslamidischen Treppe und einem Bankett in der Eslamidischen Residenz.
In Anbetracht einer solchen Wartezeit beschließt die Gruppe, zuerst auf eigene Faust Erkundigungen einzuziehen und ihr Glück später auf ein Neues zu versuchen. Yendar zieht es zur großen Kundgebung an der Eslamidischen Treppe, wo er andächtig und begeistert den Reden der Herrschenden lauscht und applaudiert. Auch Nostromo besieht sich das Spektakel von sicherer Warte aus, bevor er sich zum Pentagrammaton aufmacht. Erigor sucht sein zu Hause, den Hort der Drakoniter, auf, um sich zurückzumelden und von den Ereignissen zu berichten. Er bittet auch um eine Audienz bei seinem Erzabt, Cadomar Viarius Erlenfang, der jedoch erst am nächsten Tag Zeit für ihn hat. Also zieht er dann später mit dem Papyrus in der Tasche und Refardeon im Schlepptau los, um im Zunfthaus der Drucker und Buchbinder Informationen einzuholen.
Glücklich, den Zunftmeister Bodar Sfandini noch im Hause angetroffen zu haben, zeigen sie ihm vorsichtig das kostbare Dokument. Er kann ihnen bestätigen, dass es sich um ein sehr altes Papyrus handelt, wie es schon lange nicht mehr gebräuchlich ist, und dass es so etwas in ganz Almada nicht zu kaufen gibt. Die tulamidischen Randbemerkungen (Then, Brig Lo) erkennt er gleich, mit den anderen Schriftzeichen kann er gar nicht anfangen.
Nostromo sucht unterdessen die Bibliothek der Akademie auf und ist sehr enttäuscht, dass er (wie alle anderen) die eigentliche Bibliothek gar nicht betreten darf und Bücher an Fremde nicht ausgegeben werden. Stattdessen macht er sich auf, bei der Spektabilität eine Audienz zu erhalten und wird auf die Sprechstunde des Magisters Salandrion Farnion Finkenfarn am nächsten Tage verwiesen. Yendar hat den Nachmittag erheblich angenehmer verbracht und es sich in den nahegelegenen Madathermen gutgehen lassen.
Als sich die Gruppe am späten Nachmittag wieder in der Hofkanzlei versammelt, kann noch keiner so recht viel Neues berichten. Es dauert auch noch eine ganze, von wiederholten Erfrischungsgaben erleichterte Weile, bis der Hausherr endlich vom königlichen Bankett zurückkehrt.
Dom Rafik erscheint noch im ganzen Hofstaat und zeigt sich untröstlich, die Char so lange warten lassen zu haben. Er lässt wiederum Erfrischungen reichen, während er sich die ganze Geschichte vom Überfall und der Entdeckung der Höhle detailliert erzählen lässt. Besorgt über die beschriebenen Vorkommnisse bittet er die Helden um ihre Mitarbeit. Sie sollen herausfinden, was es mit dem Papyrus auf sich hat und den Hofkanzler dann am 16. Phex wieder treffen. Es wurden bereits zwei Zimmer im Gasthause Boronsruh für die Helden geräumt.
Mit 50 Dukaten Spesen und einem Empfehlungsschreiben von Taladur verlassen die Char zufrieden das Regierungsgebäude. Erigor deponiert Papyrus und den größten Teil des Goldes sicher im Hort der Drakoniter, wo er selbst auch wohnen wird, während sich die anderen zu ihrer neuen Herberge in der Nähe des Etilienparkes begeben. Nostromo blüht in der fortschreitenden Dunkelheit des voranschreitenden Abends auf und begibt sich vor dem Schlafengehen noch auf Entdeckungsreise. Er möchte den Phextempel vor dem Vinsalter Tor aufsuchen, bestimmt den einzigen seiner Art, der auch für Uneingeweihte als solcher erkenntlich ist. Äußerlich ein graugetünchtes, schlichtes Haus, das sich von den Baracken und verfallenenen Hütten der Umgebung kaum abhebt, zeigt sich im Innern der ganze Reichtum der Phexkirche. Der Boden ist mit graugesprenkeltem Marmor aus dem Raschtulswall belegt, Wände und Verhandlungsnischen sind mit feinsten nachtblauen, silberdurchwirkten und edelsteinverzierten Samtvorhängen verhüllt. Eine Statue des Herren Phex feilscht am Ende des Raumes, der im ersten Stock von einer umlaufenden Galerie umgeben ist, mit einem Fuchs um Geschmeide. Erst der Blick nach oben, auf das Deckengemälde, scheint die Aussicht auf den Sternenhimmel freizugeben, wo Frau Mada in ihren Armen das Madamal hält.
Nostromo spricht mit einem Geweihten, der sich zwar seinen Bericht bereitwillig anhört, aber behauptet, von einer geheimen Kaverne unterhalb des Phexschreines in Then keine Kenntnis zu haben. Er verspricht aber, mit dem Akolythen zu sprechen, der den Schrein pflegt, sobald dieser in Punin eintrifft, und ihn zu Nostromo zu schicken.

Die Char verbringen die Nacht zum 13. Phex ungleich angenehmer als die letzte und erwachen am nächsten Morgen früh und erholt. Refardeon scheint verschwunden oder in eigenen Geschäften unterwegs, so dass sich die drei Verbliebenen zum Frühstück im Wirtsraum des Hauses Boronsruh versammeln, bevor sie wieder getrennt auf die Jagd nach neuen Erkenntnissen über ihr altes Dokument gehen.
Yendar zieht es zunächst in die Hallen des Heiligen Caralus, um zu beten und Rondra für das Kampfesglück zu danken. Dieser äußerlich untypisch prunkvolle Tempel beherbergt in der rot-silbern glänzenden Bethalle eine lebensgroße Statue des lobpreisend niederknienden Heiligen, dem jedoch irgendwann seine sagenumwobene Streitaxt entwendet worden ist. Es gelingt dem Krieger, mit Euer Gnaden Eslamida Sensendengler zu sprechen und sie zu ihrer Meinung zu dem Überfall zu befragen. Sie zeigt sich besorgt, meint jedoch, dass es sich wohl um ein einmaliges Ereignis handelt, da ihr von wiederholten Übergriffen seitens des Kalifates nichts bekannt sei. In der Garnison oder im Kavallerie-Fort von Brig Lo weiß man aber bestimmt mehr. Die Geweihte entlässt Yendar mit einem Lob für seinen tapferen Kampfeinsatz und segnet ihn im Namen der Herrin Rondra.
Anschließend besucht er das große, prunkvolle, strahlend weiße Rund der Gilbornshalle, um auch dort bei einem Geweihten vorzusprechen. Erst am Nachmittag bekommt er eine kleine Audienz bei Euer Gnaden Praioshold, der sich die Geschichte zwar ebenfalls anhört, ihn dann aber kalt und arrogant von dannen schickt. Man wird sich um das Problem kümmern und eventuelle Erkenntnisse aus den Studien der selbstverständlich geheimen Archive dem königlichen Hofkanzler zukommen lassen.

Nostromo hat morgens gleich die Akademie aufgesucht und sich zunächst noch einmal den Bibliothekskatalog zu Gemüte geführt. Dann begibt er sich zu Magister Finkenfarn, einem zivilisierten Auelfen aus Bosquirien, schlank, mit blondem Haar und dunkelvioletten Augen, die das Gegenüber beunruhigend groß und direkt anblicken. Er ist, wie auch die Spektabilität Prishya Garlischgrötz von Grangor, ein führender Theoretiker seines Standes. Das Empfehlungsschreiben des Kanzlers, die Abschrift des Papyrus und die Beschreibungen der Vorkommnisse können Finkenfarn zwar keine neuen Informationen entlocken, jedoch kennt er einen Magus der Akademie, der dahingehend weiterhelfen kann: Rabenus Mantangor wird am folgenden Tag von einer Reise nach Kuslik zurückerwartet. Finkenfarn ermöglicht Nostromo auch den Zugang zur Bibliothek, was dieser umgehend ausnutzt.

Erigor hat an diesem Vormittag eine kleine Unterredung mit seinem Erzabt, der zwar die Schriftzeichen des Dokumentes auch nicht entziffern kann, aber schätzt, dass es sich um eine frühe Vorform des Chrmk handelt und das ganze Dokument etwa 2.500 Jahre alt sein müsse. Er verweist Erigor auf einen bekannten Schriftgelehrten der Akademie namens Rabenus Mantangor, der dies bestimmt entziffern könne. Der Abt zeigt sich sehr interessiert und biete auch weitergehende Unterstützung an, falls das notwendig sein sollte. Im Anschluss an das Gespräch widmet sich der Geweihte der Bibliothek der Drakoniter, um mehr über Then oder Brig Lo zu erfahren. Später sucht er den nahegelegenen Schlangentempel im Etilienpark auf, um die geschichtlichen Hintergründe näher zu erforschen.

Abends treffen sich die Helden wieder im Schankraum des Hauses Boronsruh, um Neuigkeiten auszutauschen und die Erkenntnisse zu diskutieren. Die beiden Bibliophilen berichten von Ihren Erkenntnissen: Punin wurde vor etwa 1.900 Jahren als äußerster Vorposten Bosparans gegründet, während Then als Zollfeste erst maximal ein paar hundert Jahre alt ist. Der Ort wird in geschichtlichen Bpüchern so gut wie gar nicht erwähnt. Anders als Brig Lo, dass wegen der zweiten Dämonenschlacht der Hela Horas in jedem Geschichtsbuch Erwähnung findet. Über Punin, das Kalifat und das südliche Almada im Allgemeinen lässt sich ebenfalls vieles finden. Nostromo hat sich auch noch ein wenig über Kraftlinien kundig gemacht, wie er sie in der Kaverne in Then entdeckt hat.
Nach einiger Diskussion kommen die Gefährten überein, dass der Überfall auf Then ausschließlich wegen des entwendeten Gegenstandes aus der Höhle stattgefunden haben muss. Den Novadi war offenbar gleichgültig, ob ihr Überfall entdeckt wird, auch an der Zollkasse hatten sie kein Interesse. Nachdem der Gegenstand geborgen war, muss der Anführer das Papyrus verloren haben, mit dessen Hilfe er irgendwie das unterirdische Versteck aufgespürt hatte (Kennzeichnung der alten Schriften mit den Ortsnamen in Tulamidia). Das Alter der Höhle, die offenbar nicht natürlichen Ursprunges war, konnte leider nicht festgestellt werden, ebenso hat man es versäumt, den Öffnungsmechanismus des Altares genauer zu untersuchen. Falls das Alter des Papyrus von Erzabt Cadomar Viarius Erlenfang richtig geschätzt wurde, ist es – und auch die Kaverne – viel älter als Then und Punin, so dass es nicht ungewöhnlich ist, wenn in den Archiven der Stadt nichts darüber gefunden wird. Es fehlt dringend eine Übersetzung des Dokumentes!
Yendar gibt auch noch einmal zu bedenken, dass man ebenfalls nichts über die Novadi des Überfalls herausfinden konnte. Obwohl ja sogar „normale“ Novadi anwesend waren, konnten auch sie diese Krieger keiner bekannten Sippe zuordnen.

Während die Char so beim Abendessen am Tisch sitzen und diskutieren, bemerken Erigor und Yendar, dass sie beobachtet werden. Der Drakoniter weist auf einen kleinen, etwa 30jährigen, blonden Mann in ordentlicher, einheimischer Kleidung, der einige Tische weiter über seinem Bier sitzt und dann und wann aufmerksam herüberblickt. Der Krieger erinnert sich schwach, ihn am gestrigen Tage schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Die drei beschließen umgehend, den Mann auffliegen zu lassen und auszuhorchen. Gesagt, getan: Yendar verlässt das Boronsruh zuerst und versteckt sich zwei Straßen weiter hinter einer Häuserecke. Ein paar Minuten später verlassen auch Erigor und Nostromo das Gasthaus, tatsächlich in einigem Abstand gefolgt von ihrem Beobachter. Die zwei kaufen sich eine Abendzeitung und bummeln gemütlich in Richtung Etilienpark. Als sie in den Park einbiegen, schließt der Fremde schnell auf, inzwischen seinerseits beobachtet von Yendar. Als er schließlich das Parkgelände betritt, sich orientiert und sich kurz im Schatten einer kleinen Statue niederkniet, wird er von Yendar zur Rede gestellt. Er packt ihn beim Schlaffittchen und drückt ihn gegen die Parkmauer, während der kleine Mann kräht und um Hilfe ruft. Es stellt sich heraus, dass es sich um Eslam Frostwein handelt, einen Redakteur des Yaquirblick, ebender hurrapatriotischen Postille, die Nostromo gerade in Händen hält. Schlagzeilen wie „Wie einen wahren König feiert Punin seinen Infanten“, „Domna Rohaja und Dom Eslam: Versteckte Liebe?“ und „Neue Schönheit der Kaiserinwitwe Hexenwerk?“ künden von Charakter und Qualität des Blattes. Der Redakteur hat die Gruppe schon länger verfolgt und hat von dem Überfall auf Then erfahren. Er fragt die Helden nach Details, Beziehungen und weiteren Plänen und erhält von Yendar bereitwillig Auskunft. Er gibt ihm sogar seinen Namen, den der Redakteur eifrig notiert, bevor er dann doch beschließt, dass es nun an der Zeit sei, die drei alleine zu lassen…