Grangor – nicht nur Magister Elhoraz, der sich ja mittlerweile als Erzmagus Rohezal entpuppt hatte, wollte diese Stadt am Phecadi und dem Meer der Sieben Winde aufsuchen, sondern auch die spärlichen Erinnerungen von Nereida wiesen darauf hin, dass in dieser Stadt ein weiterer Zirkel der Borbaradianer existieren musste. Während Rohezal dafür sorgte, dass die im Kloster in den Bergen nördlich des Yaquir gefangenen Mitglieder in die Hände der richtigen Leute übergehen, reisten die Gefährten bereits vor, Richtung Grangor.
Eine denkwürdige Begegnung
In einem kleinen Ort am Yaquir, bereits innerhalb der Grenzen des Horasreiches, dort, wo die Straße nach Grangor den Yaquir verlässt, trafen sie in einer Raststätte die Geliebte der Göttin persönlich: Yasinthe von Tuzak. Diese war auf einer Reise nach Perricum und wurde von zwei ihrer Geweihten und einer Gruppe von Bewaffneten begleitet. Gerade als sie die Gruppe passierte, die ehrfurchtsvoll aufgestanden war, um die Hochgeweihte zu begrüßen, schien sie einen Moment zu straucheln und zu schwanken. Just in diesem Moment drang eine Vision in den Geist, eine Stute in einem blühenden Garten, Rosenblätter, die vom Himmel fallen und ein kleiner Bachlauf, einem Kanal ähnlich. Darauf angesprochen sagte die Geliebte der Göttin nur, dass sie den Gefährten empfehle, den Tempel zu Grangor aufzusuchen.
Sightseeing in Grangor
Die Kutsche mit der Bücherbeute wurde auf dem Festland vor der Stadt in einer Gaststätte zurückgelassen, Ardan Dorlen wurde mit der Bewachung beauftragt. Die Gefährten setzten mit einer Fähre über, um am berühmten Pilgerhafen anzukommen. Die Freude darüber, in der berühmtem Stadt der Kanäle angekommen zu sein, wurde dadurch getrübt, dass in Grangor ein striktes Waffenverbot herrscht. Während alle pflichtbewusst ihre Waffen abgaben, weigerte sich Heiran zunächst, sein Bannschwert abzugeben. Erst nach langen Diskussionen mit dem zunehmend genervten Beamten und gutem Zureden seiner Gefährten gab er es ab. Während Nereida beim folgenden Stadtrundgang versuchte, die letzten Folgen eines gestaffelten „Erinnerung verlasse dich!“ von Vestor abzuschütteln, nutzten die Helden die Gelegenheit für einen gemütlichen Stadtrundgang mit Besuch der Tempel der Stadt. Die Tempel des Efferd, des Phex und der Travia wurden besucht. Gegenüber letzterem befand sich auch die Herberge „Warme Stube“, eine Herberge, die zu Rohezal passt: göttinnenfürchtig, etwas bieder, aber von guter Qualität und preiswert. Nachdem Viento die Zimmer organisiert hatte, ging es weiter zum Tempel der Tsa und schließlich auf die insel Neuhafen, wo sich auch der Rahjatempel befand. Dort wurden sie von Abelmir, einem mohischen Rahja-Geweihten und seiner Kollegin Oda empfangen, die für Entspannung in der Haupthalle sorgten. Als die Gefähren so auf ihren Liegen rund um das zentrale Becken lagen, drifteten sie für einen Moment, begleitet von Odas Harfenspiel, in höhere Sphären ab – Rosenblätter fielen vom Himmel und wohlige Wärme stellte sich ein. Doch die erhoffte Erleuchtung blieb aus…
Man beschloss, den Rest des Tages ruhig in der Stadt zu verbringen (wobei auch dem Phextempel ein Besuch abgestatt wurde), Hairan hingegen bemühte sich, die Bücherladung zu verkaufen. Gegen Abend traf man sich wieder in der Herberge, wobei Viento und Jari ihren alten Kameraden Plötzbogen trafen, der gerade eine Tante in Grangor besuchte und berichtete, dass Dragosh Corrhenstein von Sichelhofen, seit einigen Monden ja nun schon Schwert der Schwerter sich verlobt habe, mit der guten Irmenella von Greifenfurt. Gerade jene Prinzessin sei jedoch schändlicherweise entführt worden von Orks. Nun habe Dragosh dem halben Rhodenstein befohlen, seine Verlobten wiederzufinden.
Der Untergang der Stadt
Gerade als Nereida und Viento beschlossen, nach Mitternacht noch die Spielhallen Grangors aufzusuchen, begann ein Ereignis, das niemand unter den Helden so schnell vergessen wird. Zunächst waren es nur Levthan und Abu, die beiden tierischen Begleiter von Viento und Nereida, die Alarm schlugen – so stark, dass sie schließlich nicht mehr zu halten waren und einfach in die Dunkelheit vor der Herberge davonrannten. Dann merkten es jedoch alle, dass eine unglaubliche Katastrophe über Grangor hereinbrach. Hairan sah mit magischem Blick, wie sich ein astraler Mahlstrom über dem Süden der Stadt aufgebaut hatte, das Wasser wurde bereits aus den Kanälen gezogen als sich der Süden der Stadt senkte. Ein Zittern und Beben erfüllte die Stadt und die ersten Bürger rannten auf die Straße, schon nach Norden gewandt, um der aus Süden heranrollenden Katastrophe zu entgehen. Schnell waren alle Straßen verstopft, ein mächter Sturm hob an, der die Ziegel von den Dächern fegte. Mitten auf einer der Hauptstraßen gab schließlich ein Dachstuhl nach und rutschte in die Straße hinab, Hairan wurde schwer verletzt und musste von Viento getragen werden. Ziel war eine offene Fläche an der Lagune, alle Brücken waren bereits verstopft, die ersten gaben unter dem Beben und den Menschenmassen nach. Schließlich gerieten auch die Helden inen Engpass unterhalb eines Gebäudes, das schließlich von der Katastrophe erfasst wurde und dessen Front nach vorne auf die Straße brach – mitten auf die Charaktere hinab. Jari wurde schwer verletzt, ein sich auftuender Erdspalt zog die Straße in sich hinab, Viento stürzte mit Hairan auf seinen Schultern hinab, Oskerbados konnte gerade noch von Nereida, die sich mit einem beherzten Sprung hatte in trügerische Sicherheit bringen können, gehalten werden. Doch als die Situation immer bedrohlicher wurde, löste sich Oskerbados aus dem Griff und rutschte mit allen anderen schließlich in die Spalte hinther. Mit gebrochenen Knochen, teilweise bereits ohne Bewusstsein wurden sie letztlich von in die Spalte hinabrutschenden Trümmern der zusammenbrechenden Stadt begraben.
Erwachen im Rahja-Tempel
Rosenblätter segelten sanft auf die liegenden Gefährten herab und der Duft von Rahjas heilliger Blüte drang an ihre Nasen. Sie waren wieder im Rahjatempel, doch etwas war anders – was, das sollten sie alsbald feststellen. Zunächst wurde ihre Aufmerksamkeit jedoch von Oda in Beschlag genommen, jener jungen Rahja-Geweihten, die zwölf Stunden zuvor noch für sie gespielt hatte. Entrückt und bebend drückte sie sich an den Sockel der Statue ihrer Göttin und es waren die Worte Rahjas selbst, die sie vernahmen. Rahja eröffnete den Charakteren, dass Grangor durch eine Katastrophe vernichtet wurde. Sie wolle das nicht akzeptieren und Mitleid erfülle sie. So habe sie einen Pakt mit Satinav geschlossen, der zugestimmt habe, für einen hohen Preis, den die Göttin noch zu zahlen habe, die Zeit nicht nur anzuhalten, sondern auch zwölf Stunden zurückzudrehen, um die Katastrophe zu verhindern.
Oda sank erschöpft zusammen, überwältigt und entrückt von der göttlichen Inkarnation. Außer ihr und den Gefährten war die gesamte Stadt und alles in ihr, auch Objekte, in der Zeit erstarrt – mit Ausnahme der Hochgeweihten Letitia. Interessiert nahmen sich die Gefährten einige Augenblicke Zeit, die Effekte der angehaltenen Zeit zu studieren, doch bald schritten sie zur Erfüllung ihres Auftrags: die Katastrophe verhindern. Schnell mutmaßten sie, dass der Kelch der Magie mit der Vernichtung in Zusammenhang stehen musste – und Nereidas Gedächtnis musste der Schlüssel sein! Die heißeste Spur führte direkt in den erstarrten Garten des Rahja-Tempels. Dort begaben sich die Gefährten auch hin, während sie Letitia baten, sich um Oda zu kümmern.
Nachforschungen in Grangor
Jari suchte geistesgegenwärtig nach Spuren und in der Tat konnte eine Stelle gefunden werden, an der vor kurzem etwas vergraben wurde. Fundstücke von Nereida, ein kleines Beutelchen mit Geld und eine Botschaft darin. Die Botschaft war eine Art Willkommensschreiben für ein neues Mitglied des Borbaradianerzirkels. Die Anleitung besagte, man solle ein Haus am Seebogen aufsuchen, dort an der beschriebenen Stelle mit einem Schlüssel ein Geheimfach öffnen, die Laterne herausnehmen, sie an eine Gondel binden und sich ihr mit einer Binde verschlossenen Augen anvertrauen. Das Haus war nach einer Weile gefunden und es wurde gründlich gesucht. Der „Schlüssel“, ein Eisenhaken, konnte schnell gefunden werden, aber wo war das Schloss dazu? Das ganze Haus wurde durchsucht, zwar konnte das Geheimfach schnell gefunden werden, aber nicht der Mechanismus zum Öffnen. Dafür stöberten Viento und Nereida im Obergeschoss die Bewohner des Hauses auf. Das Ehepaar war ebenso nicht von der Zeitstarre betroffen – wie alle, die Kontakt mit dem Kelch der Magie hatten. Beide konnten nach kurzem Kampf überwunden werden und nach allerlei Drohungen und Verhörtricks wurde auch offenbart, wie man das Geheimfach vor dem Haus öffnen kann. Die Laterne wurde schnell geborgen, nach einigem Herumprobieren die richtige Kerze entzündet und dem von ihr ausgehenden Zug gefolgt – der direkt zum Rahjatempel führte! So wurde der Verdacht, dass die Tempelführerin Letitia etwas mit dieser Sache zu tun haben könnte auf furchtbare Weise bestätigt.
Zurück im Rahja-Tempel
Im Tempel der Rahja wurde eiligst gemeinsam mit Oda (die bestätigen konnte, dass Letitia sehr schnell die Tempelhalle verließ statt sich um sie zu kümmern) das Gemach der Hohepriesterin durchsucht und tatsächlich fanden sie den Kelch in ihrem Schrank! Wie sich später herausstellte, hatte Letitia den Kelch so schnell wie möglich aus der Stadt bringen wollen, merkte aber, dass sie aufgrund der Tatsache, dass Efferd sein Element der Zeitstarre entzogen hatte, dies keine Aussicht auf Erfolg hatte und brachte den Kelch sicherheitshalber aus der unterirdischen Kultstätte. Doch wo war sie nun?
Hairan und Oskerbados erklärten sich bereit, den Kelch zu verstecken und hasteten durch die erstarrte Stadt zum Phextempel, während sich die anderen durch Geheimtüren in die Gewölbe unter dem Rahjatempel bewegten – und dort tatsächlich den Glasgötzen fanden, dem sich die hiesigen Borbaradianer verschrieben hatten. Sie zerschlugen ihn – keine Sekunde zu früh, denn gerade waren Oskerbados und Hairan entdeckt worden. Und prompt setzte der Zeitfluss auch wieder ein, die Stadt war gerettet!
Nachspiel
Letitia war nicht weit gekommen, in ihrer Hast hatte sie die beiden Wächter-Golems vor dem Heiligtum vergessen, die den Auftrag hatten, alles zu töten, was nicht mit Augenbinde eintritt.
Weiterhin kostete es Viento und Oskerbados die örtlichen Behörden einiges an Überzeugungsarbeit die Mitglieder der Familie am Seebogen verhaften zu lassen, zumal sich die Frau mit ihren Kindern bereits abgesetzt hatte. Viento verbrachte eine Weile auf der Stadtwache.
Zurück blieb das Wissen, dass ein Borbardianer – ob „geweiht“ oder nicht – noch auf freiem Fuße ist. Der Kelch wurde an Rohezal übergeben, der versprach, ihn an einen sicheren Ort zu bringen. Doch was ist in dieser Welt schon sicher?