Die heiligen Rollen der Beni Rurech

 

 

 

In seinem zweiunddreißigsten Jahr sprach eine Frau zu Rurech:

„Du lehrst, die Welt ist ein Geschenk, vollkommen und schön. Also soll sie sein, wie sie ist. Auch lehrst du: Es ist nicht allein Freud, sondern auch Leid, es ist nicht allein Leid, sondern auch Freud.
Sprich also: Nützt es zu kümmern und zu sorgen, kommt nicht also alles so, wie es kommen soll?“ So antwortete Rurech: „Erkenne, meine Schwester: Wir sind nicht Opfer unseres Geschicks, sondern seine Täter. So schuf Rur die Welt.“
(Heilige Rollen, 7. Draijsch, Orig. Sp.: Tulamidya; Garethische Übersetzung)

In seinem sechsunddreißigsten Jahr sprach ein Mann zu Rurech:
„Kann man die Götter schmähen?“ So antwortete Rurech: „So du die Zwillinge meinst, frage ich dich: Kann ein Topf seinen Töpfer schmähen?
Die Diener Rurs aber sind Teil der Welt. So du sie schmähst, schmähst du die Welt, so du die Welt schmähst, schmähst du dich selbst.
Sage, erregt es deinen Zorn, wenn du dich selbst einen Narren nennst?
Erkenne, mein Bruder: Wer sich selbst schmäht, verschmäht die Schönheit der Welt und versperrt sich den Weg zu den Vierundsechzig Fragen des Seins.“

(Heilige Rollen, 8. Draijsch, Orig. Sp.: Ruuz; Garethische Übersetzung)

In seinem einundvierzigsten Jahr zweifelte Rurech, denn es war Hunger und die Surgh waren ein böser Feind. Eine Frau kam zu Rurech, haarig waren ihre Arme und Beine, haarig waren ihre Brüste und ihr Gesicht. Ein roter Umhang bedeckte ihre Schultern, zwei Dolche trug sie. Sie sprach: „Wenn die Welt ein Diskus ist, was ist sie, wenn Gror sie einst zurückwirft?“ So antwortete Rurech: „Das, was sie jetzt schon ist.“
Die Frau sprach: „Wenn die Welt ein Geschenk Rurs an Gror ist, was wird sie sein, wenn Gror sie einst zurückwirft?“ So sprach Rurech: „Das, was sie jetzt schon ist, Grors Geschenk an Rur.“
So sprach die Frau: „Erkenne, mein Bruder: Gror ersehnt sein Geschenk.“ So gab sie Rurech neuen Mut, und viel Zeit verging, bis die Kinder Rurechs sie wiedertrafen.

(Heilige Rollen, 64. Draijsch, Orig. Sp.: Tulamidya, Ruuz, Garethi, Bosparano, Alaani; Garethische Übersetzung)

„Eine Zeit, da die Fische fliehen,
Eine Zeit, da Zeichen gesät,
Samen im Wind,
kundig und kundig erkennt.
Wisset, höret, sehet im Wind,
im Wasser, im Land und in den Wolken:
Fluß darb!
Und das Land eilt.
Fluß darb!
Und der Wind verliert seine Federn,
von Dämmerung zu Dämmerung,
fälschlich gezeitet.
Roab darb!
Und die Wolken ziehen zum Himmel.
Roab darb!
Fische fliehen, taumelt Welt,
Angesicht zu Angesicht.“

(Heilige Rollen, 258. Draijsch, Orig. Sp.: Alt-Tulamidisch; Garethische Übersetzung)

„Rurechs Kinder, zwischen Tag und Nacht, zwischen Nacht und Tag.
Viele suchen Schutz vor dem Angesicht der Nacht, meiden den einzighaften Gast.
Darb Fluß und Fluß darb! Die Weisen kommen zusammen mit jenen, die niemals geschlagen.“
(Heilige Rollen, 259. Draijsch, Orig. Sp.: Ruuz; Garethische Übersetzung)