Heidelberg

  • Meister: Maik
  • Richard von Herhausen (Flo), Geheimdienst (D)
  • Ioannis Alexandros (Nico), Photograph (GR)
  • Tom Maitland Edwardson (Mira), Kolumnist (UK)
  • Dr. Lily Roth (Regina), Archäologin (D)
  • Friedrich Grünewald (Jan), Privatlehrer und Arzt (D)

Frau Dr. Lily Roth, Archäologin auf dem Gebiet der Ägyptologie mit Spezialisierung auf die Katzengöttin Bastet, kommt am Freitag Morgen aus Lübeck anreisend in Heidelberg an, um Freunde in ihrer alten Studienstadt zu besuchen. Am Bahnhof trifft sie ihren alten Doktorvater, Hans Heinrich Mohr, der offenbar selbst gerade angekommen ist. Er begrüßt sie etwas abwesend und berichtet von einer tagelangen Irrfahrt Dank eines defekten Schnellzuges. Der Zustand seiner Kleidung bestätigt seine Ausführungen. Er komme gerade aus Berlin und sei eigentlich schon wieder unterwegs nach Ägypten, müsse aber hier noch ein paar Dinge regeln. Mohr sieht etwas angegriffen aus, ist ungewöhnlich wortkarg und hat offenbar etwas auf dem Herzen. Er meint noch, dass er sich bei ihr melden würde, wenn es ihm die knappe Zeit erlaube und eilt in Richtung Zentrum.

Von Herhausen, Edwardson und Alexandros sind letztendlich Grunewalds Einladung nach Ägypten gefolgt und haben sich dem Professor auf seiner Fahrt nach Heidelberg angeschlossen. Er soll den ungewöhnlichen Unfalltod des Sohnes seines Freundes Hans Heinrich Mohr untersuchen, der vor einigen Tagen leblos am Neckarufer gefunden wurde. Rosie indessen hat die kleine Reisegruppe zum Bahnhof gebracht, will ihre Sachen in Berlin ordnen und später direkt nach Kairo reisen, um die anderen zu treffen.
Grunewald kennt die Familie Mohr recht gut und weiß zu berichten, dass Ludwig Mohr ebenfalls Archäologe sei – er studiere noch – und eigentlich stets konträre Standpunkte zum Vater einnehmen würde. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn sei schwierig und oft recht explosiv. Ein Grund für die Entfremdung sei der frühe Tod der Mutter, an dem der Sohn dem Vater die Schuld gibt. Sie ist ihrem Mann stets auf die Expeditionen nach Nordafrika gefolgt und nach wenigen Jahren an einer Infektionskrankheit gestorben.
Nach der Ankunft der Gruppe am Dienstag Vormittag trennen sich zunächst ihre Wege. Richard und Ioannis begeben sich zum Hotel und Grunewald hat Tom in sein Appartement eingeladen. Grunewald und Tom machen sich zunächst zu Mohrs Wohnung auf, den Schlüssel haben sie über die Haushälterin erhalten. Vor der Haustür treffen sie auf eine hochgewachsene, recht unauffällige junge Frau mit braunen, langen Haaren und Mantel, die gerade bei Mohr geläutet hat. Sie stellt sich als Dr. Lily Roth vor und berichtet von dem zufälligen Treffen am Bahnhof. Die beiden Herren bitten die Dame herein und informieren sie darüber, dass Mohr bereits vor Tagen wieder abgereist sei. Oben angekommen, Mohr wohnt im dritten Stock, macht Tom erst einmal in der hervorragend eingerichteten, modernen Küche Tee. Er unterhält sich mit der intelligenten jungen Frau, während Grunewald die Wohnung seines Freundes inspiziert. In dem aufgeräumt wirkenden Arbeitszimmer findet er einen Brief Mohrs vor, der ihm Zugang zum Autopsiebericht eines Dr. Peters verschaffen soll, der den Sohn obduziert hat. Außerdem verweist er ihn auf ein Buch names Quests in Dreams von Aaron Winthrop, das er seiner Bibliothek entnehmen könne. Als er eine Weile später mit dem Buch unter dem Arm zurückkehrt, unterhalten sich Tom und Lily angeregt auf arabisch. Sie hat unterdessen einiges von sich erzählt und ihre Verbindung zum Hause Mohr erklärt. Als sie in einer (älteren) Zeitung von Ludwigs Tod gelesen hat, wollte sie den Vater aufsuchen. Sie ist gerne bereit, sich auf Toms Einladung hin an den Ermittlungen zu Ludwigs Tod zu beteiligen. Die drei können zunächst in Erfahrung bringen, dass Ludwig einer Studentenverbindung angehört hat und in der Pension Zum grünen Jäger gewohnt hat. Im einsetzenden Nieselregen machen sich die drei auf zum Seppel, einer bekannten Studentenkneipe mit ordentlicher Hausmannskost, denn so langsam knurrt ihnen der Magen. Nach dem Essen verabschiedet sich Frau Roth. Sie möchte sich bei der Verbindung über Ludwig erkundigen und das nächste Treffen wird für den morgigen Tag vereinbart.

Lily trifft nachmittags noch einen Bekannten namens Karl Wilhelm, einen Inaktiven der Rheno-Germania zum Kaffee. Er bestätigt, dass Ludwig Mohr ein Fuchs in dieser Verbindung war, jedoch nie zum Vollmitglied aufgestiegen ist. Er hatte sich vielmehr in den letzten Wochen zurückgezogen. Auch sein Kumpel Reinhardt wusste offenbar nicht mehr, er konnte sich diesen allgemeinen Rückzug von gesellschaftlichen Bindungen nicht erklären. Sie waren alle bestürzt und entsetzt, als Luwigs Tod bekannt wurde.

Von Mohrs Haushälterin bekommen Grunewald und Edwardson den Schlüssel zu Ludwigs Pensionszimmer. Mohr hat veranlasst, dass das Zimmer seines Sohnes am Donnerstag geräumt wird und die persönlichen Gegenstände zu seiner Wohnung verbracht werden.
Auf dem Weg zum Grünen Jäger schauen die beiden bei der Gerichtsmedizin vorbei und hinterlegen eine Nachricht für Dr. Peters. Professor Grunewald wird am kommenden Mittag gegen 12:15 Uhr empfangen werden.
In der Pension Zum grünen Jäger sprechen die beiden bei der Hauswirtin vor, die sie auf Empfehlung der Haushälterin dann tatsächlich in Ludwigs Zimmer vorlässt. Sein Zimmer ist übersichtlich, etwas unordentlich – sieht eben benutzt aus. Manches wurde offenbar nachträglich geordnet, vielleicht war Hans Heinrich schon hier gewesen. Eine systematische Untersuchung bringt einen Kalender zutage, der verschiedene Termine aufweist. Die Namen Rheo, Reinhardt und Maria tauchen öfter auf und an 6 Tagen gibt es Eintragungen um 20 Uhr ohne Namensangabe. Er hat auch Gedanken darin festgehalten, offenbar beschäftigte er sich aktuell mit Carters Entdeckungen im Tal der Könige. Ein Tagebuch lässt sich leider nicht auftreiben. Allerdings entdeckt Tom in einer Manteltasche einen Zettel mit einer Hieroglyphe in verdächtig braunroter Farbe. Grunewald stürzt sich gleich darauf und identifiziert die Tinte eindeutig als Blut, kann die Hieroglyphe aber nicht deuten.
Die Hauswirtin weiß von einem regelmäßigen Besucher, einem jungen, blonden Mann mit Narben im Gesicht, den ein Zimmernachbar mit dem Namen Reinhardt benennen kann. Er weiß außerdem, dass Mohr oft im Seppel zu Gast war.
Also wird das Abendessen im Seppel eingenommen. Im Gegensatz zur Mittagszeit ist die Wirtschaft jetzt voll, dunstig und erfüllt vom angeregten Gespräch der Gäste. Es gelingt ihnen, irgendwo einen Tischzipfel zu ergattern und Tom besorgt erst einmal Whiskey und Zigaretten. Grunewald fragt sich dann bei Wirt und Bedienung durch und erfährt, dass die Bedienung namens Maria morgen Abendschicht hat. Nach einigen geistigen Stärkungen und einem gelungenen Abend wanken die beiden wieder Richtung Heimat.

Lily kommt schon um 9:30 Uhr zu Grunewalds Appartement, wo dieser ihr überrascht im Morgenmantel öffnet. Tom sitzt derweil schon bei Zeitung und Kaffee im Wohnzimmer. Während Grunewald im Bad verschwindet, versorgt er die Dame mit Kaffee. Sie berichtet den beiden von ihrer Unterredung mit Karl Wilhelm und wird von Tom im Gegenzug eingeladen, mit zu Dr. Peters zu gehen.
Nachdem alle gerichtet und bereit sind, gehen sie los, um die beiden anderen im Hotel abzuholen. Als sie dort eintreffen, kommt Richard gerade hinunter, während Ioannis offenbar schon länger in der Lobby sitzt und bei starkem Kaffee seine Zeichnungen betrachtet. Ein Blick auf diese eindrücklichen, entarteten Bilder lässt Lily erstarren. Zum Glück räumt der Grieche sie umgehend weg und entzieht sie ihrem Blick. Nach einer kurzen Vorstellung berichtet Grunewald von den gestrigen Ereignissen. Tom zeigt den gefundenen Zettel vor, den Frau Dr. Roth sogar deuten kann: Die Hieroglyphe steht für Thot oder thep, was Macht oder Leben bedeutet. Sie ist rasch hingekritzelt worden. Kennt Lily noch Studenten oder Doktoranden an der Universität, die Ludwig gekannt haben? Nach der Besprechung trennt sich die Gesellschaft wieder. Grunewald geht alte Kollegen besuchen, Alexandros will es an der Unibibliothek versuchen. Richard will Informationen über die Studentenverbindung einholen und Kontakt zu Reinhardt herstellen. Lily begleitet Tom zur örtlichen Tageszeitung.

Der Pförtner schickt die beiden in den zweiten Stock des Gebäudes, wo schon von weitem eine laute Stimme zu hören ist. Wie sich herausstellt, gehört die durchdringende Stimme zum Lokalredakteur Volker Lippins, der sich gerade mit einer Sekretärin „unterhält“. Die sich öffnende Tür eröffnet den Blick auf ein von Rauchschwaden vernebeltes Zimmer, in dem ein hochgewachsener Mann in den Vierzigern, mit langem Gesicht, beginnender Glatze und gepflegter Erscheinung hinter einem chaotischen Schreibtisch residiert. Er begrüßt die Ankömmlinge im gleichen Tonfall und antwortet bereitwillig auf Toms in begrochenem Deutsch vorgetragenen Fragen zum Tode Ludwig Mohrs. Die Leiche sei nicht sehr ansehnlich gewesen, er habe sie selbst gesehen. Mohr habe offenbar schon länger im Wasser gelegen. Der Junge habe keinen schlechten Ruf gehabt, von einer Freundin wisse er nichts. Er konnte leider nicht am Begräbnis teilnehmen. Die Termine… Er müsse jetzt leider fort, sie müssten entschuldigen… Und fort war er. Diese Stimme… ihnen klangen die Ohren noch, als er die Treppe bereits hinuntergestürzt war. „Ist er immer so?“ fragt Tom die zurückbleibene Irene. Nun ja… dafür wisse man immer über alles Bescheid, entgegnet die Sekretärin verschmitzt. Ob sie vielleicht noch etwas mehr zum Fall Mohr wisse? Es wurden wohl merkwürdige Gegenstände in seiner Studentenbude gefunden, die jetzt in der Asservatenkammer eine neue Heimat gefunden hätten. Außerdem wurde zu der Zeit, als Mohr umkam inseriert – igendwelche Dinge aus Ägypten betreffend. Tom hat seine Wirkung auf deutsche Frauen wohl etwas unterschätzt und willigt nun gerne ein, die Dame gegen 16 Uhr wieder zu treffen. Bis dahin will sie mehr in Erfahrung bringen.

Pünktlich um 12:15 Uhr treffen sie in der Pathologie bei Dr. Peters wieder zusammen. Grunewald hatte eine schöne Zeit mit alten Kollegen, die ihm die neuen Umbauten in der Archäologie gezeigt haben. Alexandros war in der Bibliothek nicht sehr erfolgreich.
Dr. Hans Peters, standesgemäß in weißem Kittel, der allerdings zwei irritierende, kleine Blutspritzer am Revers aufweist, begrüßt die Anwesenden zunächst zurückhaltend. Als sich Grunewald vorstellt, lässt er alle Vorsicht fahren: Der bekannte Mediziner in seinem Haus! Bereitwillig berichtet er dem erfolgreichen Kollegen von seinen Erkenntnissen. Er geleitet die kleine Gruppe in sein enges Büro am Ende der Katakomben, die sich unter dem eigentlichen Krankenhaus erstrecken. Der Geruch von Kampfer, Bohnerwachs und Formalin umfängt die Ankommenden mit angemessener Beklemmung. Nur das Büro wirkt durch den latenten Kaffeegeruch humaner. Mangels Sitzgelegenheiten lassen Richard und Tom der Dame und den Älteren den Vortritt und nehmen an der Wand Aufstellung. Der Arzt erkundigt sich nach ihrer Beziehung zu Mohr. Waren sie schon bei der Polizei? Richard zeigt ihm daraufhin seinen Dienstausweis. Dr. Peters scheint ein ruhiger, analytischer Zyniker zu sein. Sein Bericht wird professionell vorgetragen und die Untersuchungen scheinen umfassend und ordentlich ausgeführt worden zu sein. Ludwig Mohr sei aller Erkenntnissen nach wahrscheinlich ertrunken, seine Lungen waren voller Wasser. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass das Wasser nach dem Tode eingedrungen sei – schließlich lag die Leiche mindestens 2 Tage im Wasser und war schon etwas aufgedunsen. Es gab allerdings ungeklärte medizinische Fragen: Die Leiche wies zwei feine, nadelstichartige Wunden mit ca. 1,5 cm Abstand und 1cm Penetrationstiefe im Unterarm auf, die wegen des Zustandes der Leiche nur schwer zu finden waren. Die Wunden weisen eine leicht konische Form auf, die Wundränder sind etwas weiter als die Enden der Stichkanäle. Tom erinnert sich an seine Kindheit und erkundigt sich, ob es sich vielleicht um einen Schlangenbiss handeln könne? Das sei möglich, bemerkt der Arzt, er konnte jedoch kein Gift nachweisen. Er habe allerdings mangels Vergleichsmaterial keine Möglichkeit, auf exotische Gifte zu testen. Er hat jedoch noch zwei Blutproben im Kühlschrank, die er Grunewald übergibt. Er zeigt dem Professor ebenfalls den offiziellen Obduktionsbericht. Weitere Informationen könne ihnen unter Umständen Hauptkommissar Lauritz geben.
Nach dem Besuch der Forensik berichtet Richard, was er bereits von Kommissar Lauritz erfahren hat. In Mohrs Studentenbude wurde drei Kunstgegenstände gefunden: Ein Ring mit symbolhaften Verzierungen (eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt) und Schriftzeichen, ein offenbar antikes Dolchheft mit abgebrochener Klinge, mit Kupferdraht umwickelt und eine Art Hund aus Jade. Daraufhin entbrennt eine angeregte Diskussion über Schlangen. Wenn es auch etwas länger dauert, bis die Rufe zu den Diskutierenden vordringen, so kommt doch der dritte Hilfeschrei endlich durch. Er kommt von einer benachbarten Schrebergartenanlage herüber. Sportlich stürmt Richard voran, gefolgt von Tom. Grunewald eilt ebenfalls zu Hilfe, Lily und Alexandros folgen in angemessenem Tempo. An einer Kreuzung der Kieswege ist heftiges Gerangel im Gange. Eine mollige Frau kämpft halb entblößt mit zwei Typen in einfachen Anzügen. Sie haben die Frau zu Boden gerungen, einer hält ihr den Mund zu. Als sie der Neuankömmlinge gewahr werden, lassen sie von ihr ab und entfernen sich. Richard und Tom nehmen die Verfolgung auf, während sich die anderen um die Frau kümmern. Die Mittvierzigerin ist entsprechend aufgelöst und lässt sich gerne helfen. Lily fällt auf, dass sie nicht nur derangiert ist, sondern offenbar in Unterrock und Mieder aus dem Hause gegangen ist. Sie verströmt einen unangenehmen Schweißgeruch und hat fettiges Haar. Alexandros bietet ihr großzügig seinen Mantel gegen die empfindliche Kälte des Winterabends an. Als sie einigermaßen wiederhergerichtet ist, stellt sie sich als Frau Blatansky vor. Sie hat einen deutlichen osteuropäischen Akzent an sich. Mit den Worten „Ich muss zurück – außerdem ist mir kalt“ lässt sie sich von den beiden in eine Pension in der Apothekergasse 2 bringen, wo sie zu wohnen glaubt.
Als sich die beiden Verbrecher trennen, teilen sich auch die Verfolger auf. Doch Tom verliert seinen Flüchtigen bereits nach kurzer Zeit, woraufhin er wieder umkehrt und auf Grunewald trifft. Zusammen nehmen sie Richards Spur auf. Der ist seinem Mann über eine Hecke hinweg und über eine Böschung mit Eisenbahngleisen gefolgt. Wagemutig ist er kurz vor den herannahenden Zügen über die Schienen gesprungen. Er erreicht ihn mit einem Sprung und die beiden rollen das Bankett hinab. Im unteren Bereich verliert er den Kontrahenten, so dass sie getrennt in den gefüllten Draingraben platschen. Mit zerfetzter Kleidung, blutend und vor kaltem Wasser triefend stehen sich die beiden gegenüber. Der schnauzbärtige Mann mit grobem Gesichtsausdruck zieht demonstrativ ein Messer und läuft weg. Richard droht ihm mit gezogener Pistole, aber der Mann ignoriert seine Aufforderung stehen zu bleiben und schlägt sich ins Gebüsch. Richard folgt ihm weiter durch den großen Garten einer Gründerzeitvilla auf eine belebte Straße. Er wendet sich nach rechts und steigt in eine Straßenbahn, von Herhausen hinterher. Als er beim nächsten Halt aussteigt, folgt Richard ihm und nach einigen Metern gelingt es ihm endlich, den Verbrecher zu stellen und zu verhaften. Grunewald und Tom finden Richards Mütze an der mitgenommenen Hecke und folgen den Spuren über den Bahndamm. Sie sehen die beiden noch das Grundstück verlassen, können aber nicht folgen, weil der Besitzer gerade aus dem Haus gekommen ist und seinen Hund von der Leine lässt. Also folgen sie dem Draingraben zunächst nach links, bevor sie die Straße über einen Stichweg erreichen. Als sie an der Straßenbahnhaltestelle ankommen, sind Richard und der Mann schon nicht mehr zu sehen. Also geben sie die Verfolgung auf und begeben sich ebenfalls in die Apothekergasse.
Die Wirtin des Grünen Heinrich war bass erstaunt, Mme Blatansky nach so langer Zeit wiederzusehen. So sprach sie zumindest in die Runde, nachdem sich ihr Gast schnurstracks in seine Gemächer begeben hat, um sich frisch zu machen. Während sie den Neuankömmlingen Tee bereitet, echauffiert sie sich über Mme Blatanskys Fernbleiben. Sie sei sieben Tage verschwunden gewesen und wenn sie heute nicht wiedergekommen wäre, hätte sie eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Alexandros erinnert sich, dass die Blatansky eine bekannte Weise der esotherisch-mystisch-okkulten Szene sei, eine Spiritistin sozusagen.
Etwa eine halbe Stunde später weht Mme Blatansky die Treppe herunter und gesellt sich zu ihren Rettern. Sie erscheint frisch geduscht und eingekleidet, ein Handtuch ums Haar gewickelt und mit neuem Make-up. Bereitwillig erzählt sie, dass sie am Montag Abend vor 10 Tagen entführt und dann gefangen gehalten worden sei. Sie wollte zu einem Treffen mit einem Herrn Neville, der ihr bekannt sei, in dessen Wohnung in der Jakobstr. 14, wo man ihr aufgelauert und sie niedergeschlagen habe. Von Herrn Neville hat sie allerdings keine allzu gute Meinung; sie bezeichnet ihn u.a. als „unprofessionell“. Dieser Herr hätte sie eingeschüchtert und bedroht, nur Dank Ludwig sei sie vor Schlimmerem bewahrt worden. Neville habe sich kürzlich eine kleinen Kreis Eingeweihter aufgebaut, jedoch seien dies alles Dilettanten. Ja, Ludwig Mohr und eine Maria haben dazugehört, die anderen kenne sie nicht mit Namen. Nach diesem Affront war sie bereits beim Packen, als sie eine Nachricht von Neville erhielt, er bedaure sein Verhalten und bitte um ein zweites Treffen, wo er sich persönlich entschuldigen wolle. Auf dem Weg dorthin am Abend geschah dann der Überfall…
Später erklärt sie, sie sei auf dem Rückweg vom Treffen überfallen worden – insgesamt macht ihre Aussage einen unklaren, undurchsichtigen Eindruck. Ob das auf einer posttraumatischen Verwirrung oder auf handfesten Lügen beruht, ist nicht auszumachen. Jedenfalls sei es ihr heute gelungen, aus dem Keller, in dem sie gefangen gehalten wurde, zu entkommen, indem sie ein rostiges Gitter überwand. Da sie offensichtliche Schnittverletzungen an den Händen trägt und abgebrochene Fingernägel aufweist, ist sie hier vielleicht bei der Wahrheit geblieben.
Die „Retter“ stellen sich ihrerseits kurz vor und Tom ruft auf der Polizeiwache an, um sich nach Richard zu erkundigen. Er ist tatsächlich mit einem der Entführer auf der Wache aufgeschlagen. Er lässt Richard ihren Aufenthaltsort übermitteln.

Richard erscheint etwas später in abgerissenem Zustand und mit verletzter Schulter in Begleitung eines Beamten. Es handelt sich um Lauritz Assistenten Schmidt, der mitgekommen ist, um Opfer und Zeugen zu vernehmen. Mme Blatansky allerdings hat offenbar genug erzählt, sie wehrt den Polizisten weinerlich ab und verabschiedet sich mit Verweis auf ihre Ermüdung nach dem Schockzustand. Sie will am morgigen Tage ihre Aussage machen und dann abreisen. Also befragt Schmidt, der steife, preußische Beamte die anwesenden Zeugen, die auch bereitwillig von Mme Blatanskys Erklärungen berichten.
Nach Schmidts Abgang bleiben die anderen noch zum Essen und schmieden Pläne für den Abend und den morgigen Tag. Der Abend soll im Seppel ausklingen, vielleicht lässt sich Maria dort auftreiben. Morgen will Tom noch einmal in die Redaktion und Richard zur Polizei, um die Asservaten zu studieren und sich nach Neville zu erkundigen. Grunewald will heute Abend noch einmal an die Universität, um das Ergebnis der Blutanalysen zu erfahren. Alexandros zieht sich für heute zurück, während sich Tom und Richard frisch machen und zum Seppel aufbrechen.

Die Gaststätte ist brechenvoll, eine gesunde Mischung aus Alt und Jung besetzt Tische, Theke und auch sonst fast jedes freie Plätzchen im Lokal. Die Drei quetschen sich zum Tresen durch und ordern ein Bier. Es sind vier Bedienungen anwesend, davon drei männlich. Die vierte ist die junge Frau von gestern und offensichtlich etwas gestresst. Lily erscheint kurz darauf und begrüßt den Wirt, offenbar kennen sie sich aus ihrer Studienzeit.
Tom lobt Richards Einsatz bei der Verfolgung des Kriminellen – ohne seinen Einsatz wäre die Jagd ergebnislos geblieben. Richard informiert die Archäologin in kurzen Worten über die Ereignisse des Nachmittages. Lily spricht später noch einmal mit dem Wirt und erfährt, dass Maria heute nicht zum Dienst erschienen ist. Sie wohnt offenbar irgendwo im Pfaffengrund, Hausnummer 65 oder so ähnlich.

Währenddessen hat Alexandros das Studium des Königs in Gelb endlich abgeschlossen. Eine Textstelle hat es ihm besonders angetan (der See von Hali sei lebendig), es gelingt ihm aber noch nicht, den Subtext zu erschließen. Es klopft und Lauritz tritt ein. Er ist in Zivil und möchte von Herhausen auf dem Heimweg eben die neueste Entwicklung mitteilen. Der Entführer, den Richard eingefangen hatte, hat sich in seiner Zelle erhängt. Auf Alexandros Gegenfrage „Hat er oder wurde er…?“ reagiert er entsprechend brüskiert und verabschiedet sich. Da macht sich der Grieche doch noch auf in den Seppel, nur um festzustellen, dass er zu spät ist und die anderen schon fort sind. Allerdings trifft Grunewald kurz darauf mit seinen Studenten ein, die er zum Dank noch auf ein Bier einladen möchte. Er kann berichten, dass es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um Schlangengift handelt, so dass ihre Vermutung, der Biss einer Klapperschlange sei die Todesursache, bestätigt wurde. Der Arzt erfährt von der Bedienung, dass die anderen sich nach Maria erkundigt haben und mit dem Wirt gesprochen haben. Während er die Runde für seine Studenten organisiert, lässt sich Alexandros an einem Tisch nieder, rammt seine Tasche auf die Tischplatte, nimmt die Steinschlosspistole und legt sie zur Seite und nimmt dann ein Buch heraus. Benachbarte und deutlich alkoholisierte Burschenschaftler nehmen sein Verhalten zum Anlass, sich über ihn lustig zu machen. Das kann der alte Grieche nicht auf sich sitzen lassen und gibt Kontra, während er die Pistole in der Tasche nachlädt. Schließlich fordert er den Wortführer zum Duell und will sogar die Waffen vorgeben. Währenddessen hat sich Grunewald zum Wirt vorangearbeitet und nach eifrigem Nachdenken nach Frau Roth gefragt. So erfährt er, wohin die anderen aufgebrochen sind. Bewaffnet mit zwei Tassen Kaffee kommt er gerade rechtzeitig zurück, um Alexandros vor dem Eklat zu bewahren. Sie beschließen, ebenfalls ein Taxi zu nehmen und den anderen nachzufolgen.

Kurz entschlossen sind Richard, Tom und Lily zum Bahnhof aufgebrochen, um sich ein Taxi zu organisieren, das sie zum Pfaffengrund bringt. Es wird höchste Zeit, dass sie mit Ludwigs Freundin sprechen; vielleicht klappt es ja auf diese Art. Der Pfaffengrund stellt sich als Wohnviertel der gehobenen Gesellschaft heraus, nicht gerade eine Gegend, in der man Maria vermuten würde. Das Villenviertel liegt ruhig da, als sie das Taxi entlassen. Dunkelheit senkt sich über den Straßenzug, als sich das Scheinwerferlicht des Fahrzeugs zügig entfernt.. Die Häuser liegen sämtlich etwas von der Straße abgesetzt inmitten von kleineren oder größeren Gärten, oft hinter Hecken verborgen. In einzelnen Fenstern brennt Licht, sonst liegt die Straße wie ausgestorben da.
Das Namensschild der Nummer 65 trägt den Namen Rothaus. Langsam gehen sie die Straße ein Stück weiter bis zur 59 und inspizieren auch die andere Straßenseite. Alle Häuser liegen dunkel und still da. Plötzlich vermeint Richard leise Geräusche von der gegenüberliegenden Seite zu vernehmen. Die Nr. 61 ist dunkel – aber da im Obergeschoss, ist das nicht ein schwaches, abgeblendetes Licht? Sie nähern sich dem Haus und studieren zuvörderst das Namensschild. „Fontaine“, da war ein Jurist aus angesehener und reicher Unternehmerfamilie, ein richtiger Snob, erinnert sich Lily. Der Blick auf das Anwesen im dunklen Garten erinnert Richard und Tom etwas an eine andere Villa in Potsdam, eine Gänsehaut breitet sich aus… Richard starrt versonnen auf das Haus, während es Tom plötzlich schüttelt, bei dem Versuch, die üblen Erinnerungen loszuwerden. Da – jetzt können es alle hören: da ist ein leiser Gesang zu vernehmen, er schwillt an und ab und scheint aus mehreren Stimmen zu bestehen. Tom vermutet eine spiritistische Sitzung, die scheinen hier in Heidelberg ja nicht selten zu sein. Der Singsang wird lauter, es handelt sich offenbar um eine ausländische Sprache… In Anbetracht der Erfahrungen mit Scherenberg in Berlin besteht ein gewisses Bedürfnis, sich die Sache anzusehen. Nur für den Fall, dass es keine Sitzung der harmlosen Art ist. Ein Auto fährt heran, biegt in die Auffahrt der Nr. 65 ein und ein Mann steigt aus. Er geht, ohne sie zu beachten zum Haus und verschwindet darin. Das schmiedeeiserne Tor zur Nr. 61 ist abgeschlossen. Aus Nr. 59 kommen Leute, offenbar verabschieden die Nachbarn Besuch, der dann einen Wagen startet und sich entfernt. Das Ehepaar geht dann mit einem Seitenblick auf die Passanten zum Haus zurück. Diese bemühen sich, möglichst unauffällig zu erscheinen und gehen diskutierend weiter die Straße hinab. Erst als das Licht an der Eingangstür zur Nr. 59 erlischt, trauen sie sich wieder vor das Haus der Familie Fontaine.
Tom macht eine Räuberleiter für Richard, der sich auf die Mauerkrone hochzieht. Zum Glück gibt es dort weder Stacheldraht noch Scherben. Tom folgt ihm und zieht dann Frau Roth hinauf. Leise lassen sich die drei in den dunklen Garten hinab. Lily kann jetzt die Sprache erkennen: Der Singsang wird in altarabisch abgehalten. Kanonartig wird ein namenloser Gott angebetet. Vorsichtig schleichen sie sich um das Haus herum, an der einen Seite stehen zwei Fahrräder mit alten Ledersätteln, und erreichen auf der Rückseite eine niedrige Freitreppe, die offenbar zum Salon führt. Zwei Doppeltüren öffnen sich zum Garten hin, die Vorhänge sind nicht ganz zugezogen. Durch den Spalt kann man in den Raum blicken, der eine Reihe abgedeckter Möbel enthält. Das Haus ist offenbar derzeit unbewohnt. Die Doppeltür gegenüber ist dunkel, Richard erblickt aber oben einen sanften Lichtschein, der aus dem oberen Hausbereich herunterdringt. Der Singsang kommt eindeutig von oben, aus dem ersten Stock. Herhausen probiert die Tür; sie ist verschlossen, aber man hat vergessen, die Doppeltür zu arretieren. Er drückt etwas gegen die Mittelleiste und mit einem kurzen Knirschen schwingt die Tür auf. Weihrauchdunst schlägt ihnen entgegen. Nach kurzem Disput folgt Lily den beiden anderen in das Haus und schließt die Tür hinter sich. Es stellt sich heraus, dass die Doppeltür zum Salon offen steht, dahinter quert ein Korridor. Gegenüber windet sich eine Treppe in den ersten Stock, von dort kommt der Lichtschein und der vielstimmige Gesang ist jetzt klar zu hören.
Tom nähert sich der Eingangstür und inspiziert mit Hilfe seiner Taschenlampe die dort an der Garderobe hängenden Mäntel. Er entdeckt einen Studienausweis von Mathias Wagner, Fachbereich Architektur, und einen Pass von Susanne Mayersbüttel aus Heidelberg, die er wieder zurücksteckt.
Unterdessen übt der Singsang eine eigentümliche Wirkung auf die lauschenden Eindringlinge aus. Lily spürt eine archaische Furcht in sich aufbranden, wie gelähmt steht sie im Flur und lauscht gebannt dem Gesang. Der Solist spricht den Text der Anrufung des namenlosen Gottes, seine Stimme führt den Ritus an. Die anderen Sänger repetieren einzelne Formeln wieder und wieder und schaffen so die Basis. Fremdartig klingt die Sprache und immer eindringlicher wird der Solist, offensichtlich bewegt sich das Ritual auf einen Höhepunkt zu. Tom stutzt, als ihm bewusst wird, dass unter dem schweren Weihrauchdunst ein anderer, süßlicher Geruch liegt. Es scheint Opium im Spiel zu sein.
Richard gibt zu verstehen, dass man jetzt dringend nach oben gehen müsse und Tom besorgt sich aus dem Salon einen Schürhaken als Waffe. Das stößt auf Lilys Unverständnis, aber Richard erklärt ihr mit gezogener Pistole, dass er eine Straftat verhindern wolle. Er geht voran, von Tom gefolgt, nur Lily bleibt im dunklen Flur zurück. Die innere Unruhe wächst, nur allmählich betäubt durch die Opiate. Ein Geräusch von der Vordertür lässt sie plötzlich erstarren. Lily kann vom Flur aus zwei Schatten erkennen, die sich der Tür nähern. Richard bleibt am Treppenpodest stehen, doch Tom schleicht herunter und zur Vordertür. Als Grunewald klopft, hat er die beiden schon erkannt und öffnet ihnen. Die beiden treten ein und der Arzt erblasst, als er feststellt, dass er den Singsang versteht. Der Solist preist den Angerufenen in verschiedenen Umschreibungen wie „Sendbote der Apokalypse“.
Erneut macht sich die Gruppe auf, die Treppe zu ersteigen, nur Lily kann nicht aus ihrer Erstarrung. Sie fühlt sich unendlich einsam und verlassen, absolut isoliert, während der Gesang sie einhüllt. Wie gelähmt, gefangen in eisiger Erstarrung, ohne Selbstreflexion bleibt sie im Flur zurück, unfähig sich weiter fortzubewegen. Tom blickt zurück, erkennt ihre Furcht und winkt ab, sie soll besser außerhalb der Gefahrenzone bleiben. Inzwischen ist Grunewald zu Richard vorgestoßen, gefolgt von Alexandros, der seine Steinschlosspistole gezogen hat. Tom folgt als letzter. Langsam weicht Lily zurück, bis sie Eingangstür und Treppe gleichzeitig überblicken kann. Als die anderen nach oben verschwunden sind, schwappt die Einsamkeit wie eine Woge über ihr zusammen. Sie sinkt hinunter, umklammert ihre Knie und birgt das Gesicht in den Armen.
Der obere Flur wird von diffusem Licht erfüllt, hier werden Weihrauch- und Opiumdunst fast erstickend. Der Gesang ist zu ohrenbetäubender Lautstärke angeschwollen. Der Obergesang ist klar und deutlich zu hören, seine Intensität steigt immer noch an, der Hintergrundgesang tönt sonor. Jetzt gibt es eine Veränderung. Eine weibliche Stimme hat sich aus dem Hintergrund gelöst und ist verstummt. Grunewald lugt oben durch den Vorhang, der den dahinterliegenden Raum abtrennt. Sein Blick fällt auf ein leergeräumtes Zimmer, das mit einem großen, orientalischen Teppich ausgelegt ist. Zehn Personen haben sich in einem Kreis um den barhäuptigen Sänger aufgestellt, der in der Mitte des Kreises vor einem Bastkorb kniet. Sie tragen dunkle Kutten, die Gesichter werden von Kapuzen überschattet. Die Züge des Sängers können einen orientalischen Einfluss nicht verhehlen. Grunewalds Augen tränen plötzlich – kein Wunder bei dem Dunst – er muss sich die Augen wischen. Als er wieder hinsieht, hat sich eine Frau aus dem Kreis gelöst und ist in die Mitte getreten. Sie schlägt die Kapuze zurück und zieht sich die Robe über den Kopf. Darunter trägt sie eine knappe Weste über einem fließenden Seidenrock. Eine hübsche junge Frau, knapp zwanzig Jahre alt. Der Deckel wird vom Bastkorb genommen und die kniende Gestalt erhebt sich in einem merkwürdig schlängelnden Tanz. Erst jetzt fällt dem Arzt auf, dass etwas auf den Boden gezeichnet ist, teilweise vom Teppich verdeckt. Es sind Hieroglyphen, er kann sogar die von Thot erkennen!
Grunewald reißt den Vorhang zur Seite und Herhausen tritt vor. „Halt! Bewegen Sie sich nicht, sonst müssen wir Sie – festnehmen!“ Der Auftritt hat praktisch keine Wirkung auf die Sänger im Hintergrund, nur der Tanzende wendet sich ihnen abrupt zu. Die junge Frau scheint nicht ganz bei sich zu sein, eine Schlange windet sich gerade ihren Torso hinauf. Erschrocken durch die plötzliche Bewegung wendet sich die Schlange dem Tänzer zu. Weitere Bastkörbe stehen hinter den Sängern, die Hieroglyphen bilden eine äußere Begrenzung um den ganzen Kreis. Richard tritt vor. „Hören Sie – bleiben Sie stehen!“ Daraufhin stürzt der Tänzer auf eine Seitentür zu. Alexandros legt an und schießt auf den Flüchtenden. Ein lauter Knall zerreißt die Luft, Pulverrauch vermischt sich mit dem Weihrauchdunst und ein großes Loch ziert die Tapete neben der Tür. Richard schießt ebenfalls, verfehlt den Mann und stürzt hinterher. Tom stürzt auf die Frau zu und versucht, die Schlange mit dem Schürhaken wegzuschlagen. Leider trifft er stattdessen die Frau in den Unterleib, die zurücksinkt. Die Schlange zuckt vor und beißt ins Leere, von der fallenden Frau zurückgezogen. Tom nutzt die Gelegenheit und packt die Schlange, es gelingt ihm allerdings nur mit einer Hand.
Alexandros rennt ins Nachbarzimmer, wo sich ein ineinander verwobenes Muster von goldenen Linien vom Boden zu erheben scheint. Das Gewabere bereitet ihm Kopfschmerzen, die Linien brennen in seinem Kopf wie das Zeichen des Königs in Gelb.
Lily kann ihre Gefühle nur langsam zähmen, endlich löst sich die Angst auf. Befreit erhebt sie sich aus der Flurnische und geht langsam zur Treppe.
Der Flüchtende rennt auf das sich erhebende Muster im Nachbarraum zu und Richard schießt noch einmal. Er hat ihn getroffen – die Umrisse des Mannes leuchten auf, es gibt ein reißendes Geräusch – er ist verschwunden! Richard strauchelt und bleibt aufkeuchend stehen, aber Alexandros hält weiter auf das inzwischen verblassende Muster zu. Er WILL hinein, hinterher, aber die Verbindung bricht unter ihm zusammen. Ist er bereit zu opfern? Ein weiteres Mal ertönt das reißende Geräusch und auch Alexandros ist verschwunden. Richard taumelt in das Zimmer zurück und lehnt sich bleich an den Türrahmen, nach Fassung ringend.
Ein Messer! Ein Königreich für ein Messer! Grunewald findet eine Schere in seinem Jackett und sticht mehrmals auf die sich windende Schlange ein, die Tom gepackt hat. Leider verfehlt er sie. Langsam gelingt es der Schlange, sich Toms Griff zu entwinden. Tom springt zurück, die Schlange schnellt hinterher. Zum Glück konnte sich Richard rechtzeitig besinnen, zwei Schüsse ertönen kurz hintereinander und die Schlange windet sich im Todeskampf auf dem Boden. Grunewald versucht, sie mit dem Korb zu erwischen und Richard schießt schließlich so lange auf das Tier, bis es sich nicht mehr bewegt. Die anderen Spiritisten stehen orientierungslos herum, zwei sind zusammengebrochen und kauern sich an die Wand.

Alexandros findet sich in einem Raum wieder; es gibt nur wenig Licht, eine Straßenlaterne scheint durch ein schräges Dachfenster. Es riecht muffig. Er vernimmt ein Stöhnen und Poltern, Schritte auf einer Holztreppe. Er liegt auf dem Boden, im schummrigen Licht erkennt er ein komplexes Muster aus Linien, das mit Kreide auf den Boden gezeichnet worden ist. Mühsam rappelt er sich auf, dunkle Flecken am Boden reflektieren das Licht der Straßenlaterne. Eine unendlich große Schwäche hat den Griechen befallen, er fühlt sich total ausgelaugt. Schließlich rafft er sich auf und stolpert dem anderen hinterher, die Treppe hinunter…

Grunewald kümmert sich um das Mädchen, das am Boden liegt. Der Schürhaken hat einen großen Bluterguss mit einer kleineren Platzwunde an ihrer Hüfte verursacht. Richard steckt seine Waffe ein und schließt die Tür zum Nachbarraum. Dann zieht er die Waffe wieder und nimmt demonstrativ vor der Tür Stellung. Wer ruft die Polizei? Ein Gewandeter rafft seine Kutte und stürzt aus der Tür, stößt Lily, die es inzwischen in den ersten Stock geschafft hat, rüde beiseite. Tom folgt dem Mann, kann ihn jedoch erst im Garten stellen. Es gibt eine wilde Rauferei im Vorgarten, er verpasst Tom einen fiesen Kinnhaken, dass er über eine Baumwurzel fällt und hinkt von dannen. Dann erscheint der Nachbar, leuchtet in den Garten und ruft „Diebe! Polizei!“. Tom fordert ihn auf, tatsächlich die Polizei zu rufen und nicht so blöd herumzuschreien. Sprachs und kehrt zum Haus zurück.
Auf Grunewalds Nachfrage erklärt Richard, dass Alexandros nicht da sei. Im Nebenzimmer sei etwas. Lily erkundigt sich, was denn passiert sei? „Eine Séance, mein Kind“ antwortet eine ältere Frau. Sie wollten den Geist von Ramses beschwören, erläutert sie eifrig. Die Auren des Mädchens, dessen Name Maria sei, und der Schlange sollten verschmelzen. Sie kennt den Namen des Flüchtigen: Jürgen Berghoff sei eben durch die Tür. Der Solist und Tänzer muss wohl Geoffrey Neville gewesen sein. „Ist es dasselbe wie in Berlin, Herhausen?“ fragt Grunewald. „Nein, es ist anders – ja, doch ähnlich“ gibt Richard zurück. Er könnte noch im Haus sein, meint der Arzt. Nein, Alexandros sei auch fort, entgegnet Richard. „Das kann nicht sein!“ (Lily) „Manchmal kann man einfach weg sein“ widerspricht Tom, der inzwischen zurückgekehrt ist. „Es war wie eine Erscheinung…“ ergänzt Herhausen. Da weiter nichts geschehen ist, geht Tom das Telefon suchen, um endlich die Polizei zu rufen. Unten begegnet er dem mit einem Golfschläger bewaffneten Nachbarn, mit dem er so lange herumstreitet, bis die Polizei tatsächlich eintrifft.
Oben erfragt Lily derweil einige Details von den verbleibenden Spiritisten. Sie sind alle der Ansicht, Ludwig Mohr sei ertrunken. Es hatte ein Streitgespräch zwischen Mohr und Neville gegeben, der Name Muhammad fällt. Richard will Grunewald zunächst den Zutritt zum Nachbarraum verwehren, gibt aber dann doch nach. Der schaltet das Licht an und sein Blick fällt auf eine komplexes Muster aus Kreidelinien auf dem Boden. Als er sich darauf konzentriert, verspürt er ein Kribbeln im Nacken und die Hitze schießt ihm unangenehm in die Eingeweide. Frau Roth schaut sich derweil die anderen Hieroglyphen an und dokumentiert diese dann rasch. Grunewald schließt sich ihr an. Sie ziehen den Schluss aus den Schriftzeichen, dass es sich um eine Anrufung Nyarlathoteps gehandelt hat, der als dunkler Sendbote von niederhöllischer Verderbtheit und überirdischer Intelligenz beschrieben wird. Er soll von den Pharaonen in Notzeiten angerufen worden sein, wodurch sich angeblich deren Regentschaft spontan verkürzt hat… Lily hält das alles für obskuren Blödsinn, während Grunewald meint, Wahrheiten darin entdecken zu können. Frau Roth öffnet ein Fenster, um den Weihrauch- und Opiumdunst aus dem Zimmer zu lassen und entdeckt dabei eine Art Mäppchen auf dem Fensterbrett hinter dem geschlossenen Fensterflügel. Es handelt sich um eine Pergamenthülse mit einer Papyrusrolle, die sie heimlich einsteckt.
Zum Glück erscheint Lauritz mit vier weiteren Beamten, so dass sie die Situation rasch klären können. Er führt lediglich eine kurze Befragung durch und entlässt sie dann, am nächsten Tag soll das Verhör stattfinden. Die Bastkörbe, die weitere lebendige Schlangen enthalten, werden sichergestellt.
Richard findet am nächsten Morgen im gemeinsamen Hotelzimmer Papiere und eine Notiz von Alexandros, die ihn ins Krankenhaus führen. Dort besucht er den offenbar verletzten Griechen. Er erzählt bizarre Dinge, die er letzte Nacht erlebt haben will…
Grunewald und Tom frühstücken zusammen und gehen dann noch einmal zur Universität. Dort treffen sie Lily, die von der Entdeckung des antiken Papyrus im Pfaffengrund berichtet. Tom fragt seinen Freund um Rat und beschließt, Pralinen zu kaufen und die Sekretärin des Redakteurs aufzusuchen – allerdings einen Tag zu spät.
Nach dem Mittagessen im Seppel geht es weiter zur Polizeiwache, wo Schmidt alle Beteiligten peinlichst befragt. Insbesondere das Eintreffen am Haus Nr. 61 und das Verschwinden Nevilles interessiert ihn besonders. Für große Erklärungen habe er keine Zeit, aber nicht zulestzt über Herhausen erfahren sie, dass Neville als Mitarbeiter eines universitären Institutes gearbeitet hat und Halbägypter ist. Dessen Haus ist in der letzten Nacht abgebrannt.
Später sucht Richard die Schlossgasse 8 auf, um Schmidt zu treffen. Das Haus weist eindeutige Brandspuren auf, die Fenster sind sämtlich nach außen geborsten. Am Fuße der Eingangstreppe findet er verwischte Blutspuren inmitten von Glasscherben und verknoteten Kordeln mit zerfransten Enden. Im ersten Stock weisen ein Fensterrahmen und diverse Glasreste ebenfalls Blutspuren auf. Die Tür ist nur angelehnt, drinnen gibt es überall Löschspuren. Auch im Flur findet sich Blut, das Arbeitszimmer ist komplett ausgebrannt. Richard entdeckt dort Reste einer Reitpistole. Das Wohnzimmer macht den Eindruck, als ob es vor dem Verlassen flüchtig ausgeräumt worden wäre. Schmidt berichtet, dass das Feuer mit Hilfe von Spiritus entfacht wurde. Sie gehen über die Küche und eine Treppe zum Dachboden. Dort gibt es Spuren in der dünnen Staubschicht und einen Kreidezirkel unter dem Fenster. Herhausen muss Schmidt darauf aufmerksam machen, der den Dachboden schon als langweilig abgetan hatte.
Derweil trifft sich Tom mit Irene in einem kleinen Hinterhofcafé und unterhält sich gut mit der intelligenten Sekretärin, die des Englischen mächtig ist. Sie übergibt ihm die versprochene Karteikarte mit dem Inserattext („Die Geheimnisse der Pharaonen entdecken“). Es wurde geschaltet von einem Ali Gerahade, ein vornehm gekleideter Mann in jüngerem bis mittleren Alter, der akzentfrei deutsch sprach. Leider hat sie versäumt, seine Adresse in Erfahrung zu bringen. Das aber ist ein guter Grund, sich für den nächsten Abend zu verabreden. Tom wird die Dame in der Neuen Klostergasse 5 abholen und ins Kino ausführen, Nosferatu wird gezeigt.
Später finden sich alle Beteiligten zusammen, so dass Richard seine neuen Erkenntnisse mitteilen kann. Er berichtet, dass der verschollene Alexandros seit diesem Morgen im Krankenhaus weilt. Der Grieche hat erzählt, er sei Neville in das Portal gefolgt und auf einem Dachboden herausgekommen. Er ist Neville gefolgt, aber im ersten Stock von diesem überwältigt und gefesselt worden. Er musste mit ansehen, wie Neville einige Bücher zusammenraffte und die übrigen in Brand setzte. Zwischendurch war er in Ohnmacht gefallen, wachte jedoch rechtzeitig auf, um sich aus dem Fenster ins Freie zu stürzen. Er konnte wohl ein paar Papiere retten und ist dann blutüberströmt zum Gasthaus gegangen, um diese in Sicherheit zu bringen. Anschließend hat er selbst das Krankenhaus aufgesucht. Er hatte wirklich Glück gehabt, dass er aus dem brennenden Haus entkommen konnte; es geht ihm aber abgesehen von einigen Schnittverletzungen v.a. an den Armen und diversen Blutergüssen gut. Er konnte ein auf deutsch und englisch verfasstes Traktat mit arabischen Kommentaren retten, das Ähnlichkeiten mit dem Papyrus aufweist. Die Beschwörung von Nyarlathotep sollte offenbar als „normale“ okkulte Beschwörung des Pharao Ramses II getarnt werden. Im Skript gibt es Leerstellen, wo wohl der Name des Anrufenden eingesetzt werden kann. Ein Kommentar auf arabisch lautet „Herbeirufung im Rahmen einer Orgie mittels Drogen?“ Es wird ein deutsches Buch mit dem Namen „Die Totenstadt im Herzen der Zeit“ genannt, dass eine Abschrift altgriechischer, mystischer Texte von Vikos Tindalos sein soll.
Richard fand bei der Gelegenheit in Alexandros Tasche den „König in Gelb“ und den „King in Yellow“ – offenbar fehlt ihm zu seiner Sammlung nur noch der „Roi en Jaune“.
Man gibt sich Spekulationen über die Zusammenhänge zwischen Ludwig Mohr, Mme Blatansky und Geoffrey Neville hin. Frau Roth und Edwardson versuchen den arabischen Originaltext des Papyrus zu lesen und können vage Übereinstimmungen zum gestern vernommenen Singsang feststellen. Vor allem der Sologesang beinhaltete Auszüge des Textes. Dr. Roth erzählt, dass sie einen Text des als spinnert verrufenen Göttinger Dozenten namens Heiland gefunden hat, in dem Thot mit Nyarlathotep gleichgesetzt wird. Allerdings musste sie auch feststellen, dass allen Personen, die abgesehen von Heiland in dieser Richtung forschen, komische Dinge passieren bzw. sie seltsamen Unfällen, Anschlägen oder Verkehrsunfällen zum Opfer fallen.
Richard nimmt Tom zur Seite und spricht ihn auf Alexandros an. Er vermutet, dass der Grieche wieder nach Carcosa zurück will. Warum sonst besorgt er sich alle Ausgaben vom König in Gelb und tut solche Dinge wie gestern Nacht? Ohne nachzudenken einem Kultisten in einen magischen Zirkel hinterherstürzen, das hätte übel enden können. Tom schlägt vor, Alexandros lieber im Auge zu behalten, um notfalls rechtzeitig einschreiten zu können. Richard erinnert an die Vorgänge in Steinmanns Villa; er will lieber weit, weit weg sein, wenn so etwas noch einmal passieren sollte.
Tom verlebt einen sehr angenehmen Abend mit Irene, ist auch sehr beeindruckt von dem Film (er kannte ihn ja schon, man denke an seine Verkleidung als Renfield bei Steinmanns Maskenball). Die Adresse, die der Araber angegeben hat, ist offensichtlich falsch: Pfaffengrund 8. Aber der Abend barg ja noch andere Reize.
Derweil mühen sich Grunewald und Dr. Roth mit den kopierten Hieroglyphen ab. Sie können sie nicht übersetzen, es handelt sich also nicht um ägyptische. Weder die beiden Kreidekreise aus dem Pfaffengrund, noch der Zirkel vom Dachboden der Schlossgasse können entziffert werden. Es muss sich um eine Art von Parafernalium handeln. Lily weiß, dass Neville im Fachbereich Archäologie als Assistent Mohrs und Brahms eingesetzt war und einen guten fachlichen Leumund besaß. Heiland, von dem sie bereits mittags berichtete, gilt hingegen als versponnen und hat erst an einem Archäologenkongress teilgenommen.

Am nächsten Tag werden noch verschiedene Gespräche geführt und die Asservatenkammer besucht. Maria berichtet, dass Mme Blatansky die Gruppe als Satanisten beschimpft hat und beim ersten Treffen gleich in die Luft gegangen ist, obwohl sie zuerst mitgemacht hat. Sie hat Neville zur Rede gestellt, die ältere Frau erinnert sich, dass damals Ludwig dazwischengegangen ist. Richard findet noch heraus, dass es ein Treffen zwischen Neville und Mohr in der Hermannstraße gegeben hat. Die Asservatenkammer beherbergt eine Jadefigur, die allerdings genauso wie ein Ring lediglich eine Nachbildung darstellt. Der Dolch mit einem Knauf mit Anubisdarstellung ist allerdings authentisch und stammt aus dem Neuen Reich. Diese Dinge wurden bei Ludwig Mohr sichergestellt.
Nach vielen Gesprächen, Überprüfungen und Diskussionen ergab man sich den Umständen: Die Indizienkette bleibt lückenhaft und nicht weiter verifizierbar, da die Schlüsselpersonen, v.a. Neville, flüchtig sind. Man muss sich mit dieser unbefriedigen Situation abfinden, kann aber Heinrich Mohr zumindest plausibel erklären, wie es zum Tode seines Sohnes gekommen ist.

Dank ihrer Fähigkeiten und der Unterstützung bei der Aufklärung von Ludwigs Tod lädt Heinrich Mohr seine ehemalige Doktorandin nach Kairo ein. Da sie ohnehin in einem Monat an der Ausgrabung einer koptischen Kapelle in Kairo teilnehmen wird, kommt sie gerne etwas früher in die Stadt, um Mohr zu treffen und dessen spektakulären neuen Fund zu sehen. Allerdings muss sie zuerst nach Hause nach Lübeck, um Dinge zu organisieren und zu packen und stößt dann später in Brindisi zu der Gruppe dazu. Ihren ersten Plan, über Göttingen zu reisen, um Heiland zu treffen, muss sie leider ändern, da dieser zur Zeit in London weilt.

Es werden hektische Reisevorbereitungen getroffen, da man schon in zwei Tagen aufbrechen muss, um günstige Verbindungen wahrnehmen zu können und das nächste Schiff nach Alexandria zu bekommen. Die Reise wird etwa zwei Wochen dauern. Rosie Falk reist separat voraus und will die anderen in Alexandria treffen.